Winde der Zeit

Am 30. April fand das Jahreskonzert des Sinfonischen Blasorchesters Germering e. V. in der Stadthalle Germering statt. Der evokative Titel “Winde der Zeit” vermag in viele Richtungen zu verweisen, musikalisch, historisch oder zwischenmenschlich, und das Konzert wurde dieser Bezeichnung in jedem Bereich gerecht. 

Die Eröffnung erfolgte durch das Sinfonische Blasorchester selbst mit dem fröhlichen Werk “Halbmondtanz” von Akito Matsuma, einem fiktiven Konzertstück aus dem japanischen Anime “Mikazuki no Mai”, welches mittlerweile in der echten sinfonischen Konzertwelt angekommen ist und sich steigender Beliebtheit erfreut. Auch das nächste Stück, “The Legend of Spirit Island” von Philip Sparke, vermochte zu begeistern, vor allem die Interpretation der Solostimme für Euphonium, herausragend vorgetragen vom musikalischen Urgestein des Orchesters, Jakob Gierens. 

Auch die Jugend stand im Zeichen des Wandels der Zeit. Beginnend mit den Kleinsten, den BlockflötenschülerInnen, welche einen von famosem Beifall begleiteten Auftritt mit dem Stück “Mountain Wind” und damit ihre ersten Schritte auf dem Weg zum Jugendorchester gemeinsam mit ihm gemeistert hatte. Geführt wurde das Jugendorchester erstmals von Florian Loch. Die Frage an die Jugend, was sie gerne spielen möchten, führte interessanterweise zum einzigen Marsch des Konzertabends, dem “Bozner Bergsteigermarsch”. So führt die Veränderung doch auch zu einem Blick zurück in die musikalische Tradition. Mit dem “Earth, Wind and Fire” – Remix und dem Stück “Bohemian Tequila” begeisterte das Jugendorchester im ersten Konzertteil. 

Die zweite Konzerthälfte wurde triumphal vom Sinfonischen Blasorchester mit einem Klassiker der konzertanten sinfonischen Blasmusik eingeleitet, “Flashing Winds”, komponiert von Jan van der Roost. Umrahmt von diesem Werk und dem ruhigeren Werk “Domus” von selbigem Komponisten stachen zwei Uraufführungen als Highlights hervor: “Circius”, eine ursprünglich von Torstein Aagard-Nielsen für eine amerikanische Brass Band komponierte sinfonische Dichtung über die Nordwinde des Polarkreises, gefiel dem Dirigenten Rick Peperkamp so gut, dass er um ein Arrangement für sinfonisches Blasorchester bat – und dieses auch bekam. Neben wilden Läufen und spitzen staccati sorgte der Mittelteil von Circius durch die Interpretation eines Volksliedes, in welchem die Fischer ihr gefährliches Schicksal besingen, für eine unerwartete Ruhe im Auge des Sturms. 

Zweifelsohne war das Hauptwerk des Abends jedoch die bislang umfangreichste Komposition des Dirigenten Rick Peperkamp selbst. Unter dem Titel “Typhon vs. Zeus” vertonte Peperkamp die epische Legende des Duells zweier gottgleicher Wesen und zugleich den Konflikt zweier Generationen. In diesem Werk folgt der Zuhörer dem monströsen Schlangenwesen Typhon von seiner Geburt bis zum Angriff auf den Olymp, gefolgt von mehreren Duellen mit Göttervater Zeus. Dieser unterlag Typhon anfangs und wurde gefangen genommen, untermalt von mehreren brilliant gespielten Soli des Orchesters, bis Zeus schließlich befreit werden konnte und am Ende doch den Sieg davontrug. 

Die Begeisterung der Orchester an diesem Konzertabend wurde auch vom Publikum geteilt, was sich nicht zuletzt an den tosenden Beifallstürmen und der mit Applaus erzwungenen Wiederholung der Zugabe zeigte.

Einen weiteren Bericht finden Sie unter:

Blasorchester arbeitet mit Spezialeffekten

Konzertprogramm

Sinfonisches Blasorchester
三日月の舞 – Mikazuki no MaiAkito Matsuda (*1982)
The Legend of Spirit IslandPhilip Sparke (*1951)
Euphonium: Jakob Gierens
Jugendorchester
Mountain WindMartin Scharnagl (*1988)
Gemeinsam mit den Blockflötenschüler:innen
Bozner BergsteigermarschSepp Tanzer (1907 – 1983)
Earth Wind and Fire Dance Mixarr. Paul Murtha (*1960)
Bohemian TequilaNorbert Gälle (*1964)
Stefan Schwalgin (*1965)
Sinfonisches Blasorchester
Flashing WindsJan van der Roost (*1956)
CirciusTorstein Aagaard-Nilsen (*1964)
Uraufführung
DomusJan van der Roost (*1956)
Typhon vs. Zeus
Symphonic Poem Opus 32
Rick J. Peperkamp (*1989)
Uraufführung